Unser Thema: Politisches Engagement

Rassismus und Antisemitismus sind in Deutschland nicht geprägt von Einzelfällen, sondern stellen ein kulturell und ideologisch fest verankertes Phänomen in unserer Gesellschaft dar. Zunehmende Zahlen derart motivierter Anschläge zeigen, wie wichtig antifaschistische Arbeit ist. Corona hat zudem zum Äußersten gebracht, was vorher stets präsent gewesen ist. Seit Beginn der Pandemie ziehen die sogenannten „Freien Oldenburger“ durch die Straßen und verbreiten ihre geschichtsrevisionistischen, verschwörungsideologischen und antisemitischen Erzählungen. Unsere Arbeit als Campus Grün richtet sich gegen jede reaktionäre Ideologie. Zu den bisher genannten zählen selbstverständlich auch der Kampf gegen Geschlechter- und sexuelle Diskriminierung. Aus den vorherrschenden patriarchalen Strukturen und den daraus folgenden Unterdrückungen resultieren sexualisierte Gewalt, Besitzansprüche an weiblich gelesene Menschen und toxische Männlichkeiten. Globale feministische Bewegungen wie #MeToo und #NiUnaMenos thematisieren regelmäßig solche strukturell bedingten Gewalttaten und bekämpfen diese noch immer. Ihren Forderungen schließen wir uns an und stehen ein für den Kampf gegen das Patriarchat! Zudem gehört es zu unserem Verständnis von Feminismus, die Aufmerksamkeit auf die Sorgearbeit zu lenken. Denn Sorgearbeit ist ein lebensnotwendiges Fundament unserer Gesellschaft. FINT*-Personen verrichten den größten Teil der meist unbezahlten Care-Arbeit. Hausfrau zu „werden“, ist noch immer ein Anspruch, der an weiblich sozialisierte Personen gerichtet wird. Dieses Bild der Frau festigt die Machtverhältnisse und lässt wenig Spielraum, „nicht-weibliche“ Interessen auszubilden. Die Stereotypisierung, die damit einhergeht und gleichzeitig ökonomisch vom Mann abhängig macht, verurteilen wir! Die angesprochenen Machtverhältnisse sind selbstverständlich nicht losgelöst von den kapitalistischen Produktionsweisen. Denn eben genau jene kapitalistische Verwertungslogik führt zum Kollaps der Ökosysteme,

 welche besonders Care-Arbeiter:innen in den wärmeren Gebieten der Erde betrifft. Auch die Zahl der Todesfälle als Folge der Klimakrise liegt bei Frauen deutlich höher als bei Männern. FINT*-Personen, die die Sorgearbeit übernehmen, sind es, die als erstes auf die (Lohn-)Arbeit verzichten müssen, um sich um die Familie zu kümmern. Die Unterdrückung durch das Patriarchat erstreckt sich nicht nur auf Frauen, sondern ebenfalls auf trans*-, inter- und nichtbinäre Personen. Diese sind nicht nur verbalen und psychischen Angriffen ausgesetzt, sondern auch, wie vermehrt Vorfälle zeigen, physischen Aggressionen und Angriffen. Diese Verhältnisse sind nicht hinnehmbar und gilt es zu bekämpfen!

 An der Universität brauchen wir mehr Sensibilisierungsangebote gegen jegliche Form der Diskriminierung. Außerdem fordern wir eine präsente, aktuell gehaltene Übersicht von Anlaufstellen und Angeboten gegen Diskriminierung und für Teilhabe auf der Homepage der Universität. Hilfsangebote wie der Psychlogische Beratungsservice (PBS) müssen ausgebaut werden, sowie eine zentrale, unabhängige Anti-Diskriminierungsstelle geschaffen werden.

Wir sind der Auffassung, dass unser politisches Engagement über die Grenzen der Universität hinausgehen sollte. Denn die Probleme der Welt machen nicht halt an den Toren unserer Universität, sondern durchziehen ihre Strukturen in Gänze. Aus diesem Grund -insbesondere mit dem Wissen, dass es weltweit mehr als die jetzt genannten Kriege und Konflikte gibt- möchten wir unsere Solidarität mit der Revolution im Iran und der Souveränität der Ukraine aussprechen. Darüber hinaus haben sich dieses Jahr in ganz Deutschland rechte und nationalistische Gruppen mit der „bürgerlichen Mitte“ zusammengeschlossen, um auf die sozialen Zustände in Deutschland aufmerksam zu machen. Die gesellschaftlichen Zustände sind schlimm und die Kritik daran ist wichtig und berechtigt. Doch mit Rechten eine Einheitsfront zu bilden ist nicht akzeptabel. Deshalb begrüßen wir die Gründung des Bündnis für solidarische Krisenlösung in Oldenburg, als eine linke Alternative zur verkürzten Kritik der rechten Proteste. Soziale Gerechtigkeit ohne Klassenkampf ist nicht möglich! Die Bildungsarbeit, die wir bereits leisten und auch noch weiter ausbauen möchten, muss stärker gefördert werden, insbesondere wenn es um Demokratiebildung und Menschenrechte geht.